Glas

Neues Glas und Studioglas

Neues Glas entstand in Europa in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren in Opposition zum bis dahin vorherrschenden Funktionalismus. In die gleiche Zeit fällt die Geburtsstunde des amerikanischen Studioglases im Frühjahr 1962. Damals hatte Harvey K. Littleton zusammen mit Dominick Labino einen kleinen, mobilen Brennofen in Toledo/Ohio errichtet, in dem sich Glas schmelzen ließ. Der im eigenen Studio aufstellbare Ofen machte die Künstler unabhängig von den Fertigungsstätten der Industrie und sollte später der ganzen Bewegung seinen Namen geben.

Während sich die früheren Studioglaskünstler zur freien, spontanen Ofenarbeit bekannten, wenden heutige Glaskünstler die unterschiedlichsten Heiß- und Kalttechniken an und kombinieren diese oft miteinander. Traditionelle Fertigungstechniken werden bereichert von neuen, frischen Ideen junger und jüngerer Künstler aus Europa, den Vereinigten Staaten, Japan oder Australien. Sie verleihen dem ursprünglichen Begriff Studioglas eine neue Dimension.

Internationale Glasszene

Schon in früheren Zeiten wanderten die Glasmacher umher, um glastechnische Erfahrungen auszutauschen. Diese Neigung hat sich heute durch die vereinfachten Reisemöglichkeiten, durch die Vielfalt der Aus- und Weiterbildungsstätten in der Alten und Neuen Welt und durch die neuen Medien noch verstärkt. Wichtig sind auch die regelmäßig abgehaltenen internationalen Wettbewerbsausstellungen.

So nimmt es nicht Wunder, dass sich heute fast nur noch von internationalen Trends beim frei gestalteten Glas sprechen lässt. Daneben haben sich aber auch regionale Eigenarten behauptet, so im benachbarten Lauscha oder in der Tschechischen Republik

Kunst in Glas

Die Studioglaskünstler der ersten Stunde haben ins allgemeine Bewusstsein gehoben, dass sich Glas als künstlerisches Medium eignet. Sie verformten, verfremdeten und ironisierten das Material, um ihm neue, für das Auge ungewohnte Qualitäten zu entlocken.

Glaskünstler der mittleren Generation kehren häufig die stofflichen Eigenschaften von Glas wie Transparenz, Glanz und Farbigkeit hervor und unterlegen diese mit symbolischen Bedeutungen. Glas steht für Härte, Zerbrechlichkeit oder Verletzung.

In jüngerer Zeit wird die bislang gültige Materialsprache mehr und mehr außer Acht gelassen und der Werkstoff Glas häufig mit anderen Materialien kombiniert. Im Zentrum steht die künstlerische Idee.

© Europäisches Museum für Modernes Glas